Ein Familienunternehmen gibt Gas

Die HIV-Sektion Bern hat im November neun Neumitglieder bestätigt. Eines davon ist das Familienunternehmen Rolli Transporte, welches sich einer ganz besonderen Fracht verschrieben hat: der Milch. Dabei ist nicht nur die sichere Beförderung zentral, sondern auch das Handling sensibler Daten und Proben. Im zu Ende gehenden Jahr hat Rolli Transporte erfolgreich aufs Tempo gedrückt und über die Kantonsgrenzen hinaus expandiert.

Rolli Transporte blickt auf eine langjährige Geschichte zurück. Vor über 70 Jahren begann der Landwirt Hans Rolli im Nebenerwerb, seine und die Milch umliegender Höfe in einem selbst umgerüsteten Traktor von Gasel bei Köniz in die damalige städtische Verbandsmolkerei zu transportieren. Dies war der Auftakt zu einer Erfolgsgeschichte: Das Unternehmen wurde in den folgenden Jahren sukzessive modernisiert und ausgebaut. Seit 2002 wird es in dritter Generation von Bernhard Rolli geleitet und beschäftigt heute 80 Mitarbeitende. Neben dem Hauptsitz in Gasel unterhält es zusätzliche Niederlassungen in Konolfingen, Interlaken, Feutersoey und – seit Juli dieses Jahres – Le-Mont-sur-Lausanne in der Waadt.

Unterwegs bis zu den entlegensten Höfen

Im Gespräch mit Bernhard Rolli wird schnell klar: Logistik ist nicht gleich Logistik. Die Milchsammlung ist ein ganz eigenes Gebiet und stellt besondere Anforderungen an die Fahrerinnen und Fahrer – und an das eingesetzte Material. «Für die Zufahrt zu den Höfen kommen kompakte und wendige Allradfahrzeuge zum Einsatz, für den Weg zwischen den Industriebetrieben grosse Sattelaufleger», erklärt Bernhard Rolli. Dabei ist das Unternehmen bis in die abgelegensten Regionen unterwegs: «Nach Innertkirchen oder Gsteig im Berner Oberland, nach Trub im Emmental oder nach La Brévine, das vom neuen Standort in der Waadt angefahren wird.»

Die Chauffeurinnen und Chauffeure meistern während ihrer Einsätze nicht nur anspruchsvolle Terrains, sondern sorgen auch für die Einhaltung strikter und gesetzlich vorgegebener Hygienevorschriften. «Bei jedem Milchauflad wird eine vorgeschriebene Probe genommen, die gekühlt bis zum Abladeort transportiert und dort je nach Bedarf vom zuständigen Labor analysiert wird.» Seit den Anfängen zu Grossvaters Rollis Zeiten hat sich der Milchtransport fundamental verändert: «Früher war dies eine sehr körperliche Tätigkeit, bei der die Milchkannen von Hand auf- und abgeladen wurden. Heute geschieht alles vollautomatisch und auch die Lastwagen sind so entwickelt, dass sie sich so sensitiv fahren wie ein Auto.»




Lösungen suchen und finden – auch an Weihnachten

Der physische Aspekt ist in den Hintergrund getreten, dafür hat die Agilität zugenommen: «In unserem Geschäft kann nichts auf morgen verschoben werden», unterstreicht Bernhard Rolli. «Die Milch kennt nur das Heute und jeder Auftrag muss jetzt ausgeführt werden. Und das auch, wenn ein Chauffeur oder eine Chauffeurin krank ist, ein Lastwagen kaputt geht oder sonst etwas Unvorhergesehenes geschieht – an 365 Tagen im Jahr.» Bernhard Rollis CEO-Funktion bedeutet daher auch: ständige Erreichbarkeit und eine maximal hohe Flexibilität «Es gehört sicher zu den weniger angenehmen Seiten meines Jobs, an Weihnachten dringende Lösungen für ein Problem zu suchen.» Bernhard Rolli ist es wichtig, die hohe Einsatzbereitschaft des Teams zu unterstreichen, welche sich in diesen kritischen Momenten zeigt.

Dem Betriebsökonom FH kam es aber auch schon zugute, dass er selbst den Lastwagenführerschein besitzt. «Auftragsfahrten erledige ich keine, denn dazu kann ich auf mein hervorragendes Team zählen. Es ist aber einmal vorgekommen, dass ein Milchlastwagen in der Nacht eine Panne hatte und ich kurzfristig für die Überführung eines Ersatzfahrzeugs eingesprungen bin.» Überhaupt ist Bernhard Rolli sehr eng mit seinem Unternehmen verbunden. «Ich sehe mich durchaus als Patron und pflege einen kollegialen und lösungsorientierten Führungsstil. Und ich bin jemand, der die Verantwortung übernimmt, wenn es Probleme gibt.» Hinstehen, aktiv weibeln und kämpfen: Das gilt es in Bernhard Rollis Branche auch um jeden neuen Auftrag. «Jedes neue Mandat wird von grossen Milchverarbeitern oder bäuerlichen Handelsplattformen ausgeschrieben und es gibt im Kanton Bern durchaus eine Konkurrenzsituation. Hinzu kommt, dass wir im Gegensatz zur stark wachsenden digitalen Logistikbranche nicht in einem Markt tätig sind, der schnell wächst.»




Im Einsatz für die Grundversorgung

Daher setzt Rolli Transporte neben der Beförderung von Milch auch auf den Wassertransport. In diesem Bereich ist die Kurzfristigkeit häufig sogar noch grösser als im Kerngeschäft: Oftmals handelt es sich um notfallmässige Aufträge zur Aufrechterhaltung der Wasserversorgung. «Wir werden dann gerufen, wenn eine Leitung geplatzt ist, ein Reservoir nicht richtig funktioniert oder ein Pumpwerk geflutet wird. In vielen Gemeinden sind wir ein Teil des Notfallkonzepts und auch zahlreiche Landwirte zählen auf uns. Wenn auf einem abgelegenen Hof die Wasserversorgung nicht funktioniert, wird das sehr schnell zum Problem», erklärt Bernhard Rolli.

Auch das Thema Nachhaltigkeit wird in seinem Unternehmen grossgeschrieben: So hat sich die Firma ebenfalls einen Namen gemacht als zuverlässige Partnerin in der Entsorgung und Verwertung von Neben- und Abfallprodukten aus der Milchverarbeitung. Ausserdem erledigt das Unternehmen so viel wie möglich aus eigener Hand – es verfügt über eine eigene Reinigungsanlage für die Zisternen und Messeinrichtungen seiner Fahrzeuge sowie eine Reparaturwerkstatt auf dem Firmengelände. Und stellt damit sicher, dass es auch in Zukunft von Gasel aus erfolgreich Gas geben kann.

Sektion: Bern ändern