VERD Purpose Genossenschaft: Visionäre Lösungen für ein solidarisches Morgen
Solidarität, Selbstbestimmung und eine starke Schweiz: Diesen Attributen hat sich die VERD Purpose Genossenschaft verschrieben. Und das auf besondere Weise: Sie hat eine faire Bezahllösung entwickelt, von der statt einzelner Akteure die Allgemeinheit profitiert. Interessant ist das nicht nur für die Konsumentinnen und Konsumenten, sondern vor allem auch für das Gewerbe.
Die VERD Purpose Genossenschaft entstand 2024 aus der Fachreihe citelligent, ein Thinktank, in dem sich Personen aus Hochschulen und Unternehmen seit mehreren Jahren zu alternativen Lösungen für die Digitalisierung und die Stadt von morgen austauschen. Als Genossenschaft gehört VERD der ganzen Schweiz: Jede hier wohnhafte Person und jedes Geschäft kann mit dem Kauf eines Anteilscheins von fünf Franken Mitbesitzer und Mitbestimmerin werden. Die erste alternative Dienstleistung von VERD ist die faire Bezahllösung VERD.cash, die im Mai 2025 lanciert wurde. Bei VERD.cash handelt es sich nicht um eine herkömmliche Bezahllösung, denn sie folgt dem Purpose von VERD: «Wir finden, dass wir uns als Gesellschaft grundlegend Gedanken über die Zukunft der Menschheit und der Erde machen müssen. Unser Wunsch ist es, dass jede Person ihren Möglichkeiten entsprechend ein selbstbestimmtes Leben führen kann.» Der Gründer von VERD ist Christian Wohlwend, der seit der Lancierung von VERD.cash viele Fragen zu beantworten hat. Auch wir fragen nach: Wie genau kommt man von einem sozialen Ansinnen zu einer Bezahllösung?
Ungerechtigkeit mit visionärem Denken begegnen
Christian Wohlwend erklärt die Anfänge wie folgt: «Wir haben in der Fachreihe citelligent zur gleichen Zeit ein Projekt für die Finanzabteilung der Stadt Lenzburg und eines für die Aargauer Gemeindesozialdienste begleitet. Bei zweiterem ging es darum, Sozialfürsorge-Empfänger wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei habe ich einmal mehr festgestellt, welch grosses Ungleichgewicht in unserem Land herrscht: Wir haben in der Schweiz so viel Geld und trotzdem fallen Leute durchs Netz. Das fand ich ungerecht und deshalb habe ich beschlossen, etwas dagegen zu machen.» Viele würden solche Sätze einfach so dahinsagen; Christian Wohlwend, der nach eigenen Angaben einen grossen Gerechtigkeitssinn besitzt, lässt auf seine Worte auch Taten folgen – dies in Form der Gründung der VERD Purpose Genossenschaft. Dabei half ihm ein über 20-jähriger Erfahrungsschatz in HR-Abteilungen von KMU bis hin zu internationalen Grosskonzernen. Überdies war er lange im öV tätig: so unter anderem bei den SBB oder als Betriebsleiter von BERNMOBIL. Aus der Sicht von Christian Wohlwend ist Selbstbestimmung am einfachsten in Vereinen, Quartieren oder Dörfern zu erreichen. «Dort, wo man sich kennt, sich nahe ist und zueinander schaut.» Und deshalb sei es entscheidend, diese zu stärken. «Wir wollten und konnten diesen Playern aber nicht einfach aufdoktrinieren, was für sie richtig ist – das wissen sie nämlich schon selbst. Was sie vielmehr brauchen, ist Geld.»
Damit nicht wenige, sondern alle profitieren
Woher aber das Geld nehmen? Für die Beantwortung dieser Frage führt Christian Wohlwend einen weiteren Aspekt ins Feld: «An den alltäglichen Finanzdienstleistungen in der Schweiz stört uns, dass sie mit Kosten von 1,7 Milliarden eine zu hohe Marge haben, zu wenige daran verdienen und zu Lasten des Handels viel Wertschöpfung ins Ausland abfliesst. Und so haben wir entschieden, ein alternatives Produkt zu machen.» In Zusammenarbeit mit Banken, IT-Dienstleistern und Hochschulen hat VERD deshalb die Bezahllösung VERD.cash entwickelt. «Wir haben mit dem Gewerbeverband eruiert, dass das Gewerbe mit VERD.cash rund 400 Millionen Franken pro Jahr einsparen wird. Und wir als Genossenschaft verdienen dabei immer noch genug, um der Bevölkerung etwas zurückzugeben.» Alle Erträge minus Betriebskosten von VERD, die dank einer Salärdeckelung sehr tief sind, fliessen zurück an die Bevölkerung. Das passiert laut Christian Wohlwend auf zwei Wegen: «Zum einen gelangt das Geld dorthin, wo die bezahlende Person ihren Wohnsitz hat und damit in einen Gemeindetopf, den dortige Genossenschafterinnen und Genossenschafter verwalten. Zum anderen gibt es einen Landestopf, der ausgewählte Projekte finanziert.»
Bestehende Zahlungswege – weniger Gebühren
Technisch funktioniert VERD.cash wie bestehende Lösungen, also beispielsweise via Karte oder App. Die Karte ist seit dem offiziellen Launch im Mai 2025 in Riggisberg einsetzbar, die App wird im Herbst 2025 verfügbar sein. Dies ist gemäss Christian Wohlwend auch für den Handel interessant, weil bestehende Zahlungsterminals verwendet werden können. Zudem sollen bei VERD die Gebühren bei 0,6 Prozent anstatt der aktuell üblichen 1,3 bis 1,7 Prozent der bezahlten Beträge liegen. Wie stemmt VERD mit seinen aktuell sechs Mitarbeitenden dieses Zukunftsprojekt? «Bei der Umsetzung profitieren wir von Vorleistungen, die andere Anbieter gemacht haben: Zahlen via QR-Code zum Beispiel ist seit langem etabliert. Zudem arbeiten wir eng mit Banken zusammen und verfügen über Unterstützung von citelligent-Mitgliedern, die uns mit fachlichem Know-how unterstützen. So erzielen wir ressourcenschonend gute Lösungen, die in jedem Fall hieb- und stichfest, sowie seit Mai 2025 auch zertifiziert sind.» Riggisberg ist die erste Gemeinde, die der Bevölkerung den Zugriff auf das Geld im Gemeindetopf ermöglicht hat. Bis Ende Mai 2025 sind 11 weitere Gemeinden dem Beispiel gefolgt. Über den Gemeindetopf, den in Riggisberg aktuell rund 110 Genossenschafterinnen und Genossenschafter verwalten, wurden bereits zwei Projekte der dortigen Ludothek und ein Waldprojekt eines Lehrers finanziert. «Natürlich lautete auch in Riggisberg die Frage zuerst: ‘Wo ist der Haken?’ Aber sobald die Gemeinde gesehen hat, dass wirklich Geld von uns fliesst, war sie überzeugt.» Der Ansatz von VERD hat von der Fachhochschule Nordwestschweiz übrigens das Prädikat als «Soziale Innovation» erhalten: In einer Studie wurde untersucht, ob es einen vergleichbaren Ansatz andernorts schon gibt – Fehlanzeige. Der Ansatz von VERD als Wegbereiterin für den Public Value ist also effektiv eine Neuerung.
In Bern – am Puls der Politik und des Handels
Seit VERD.cash im Mai 2025 offiziell in Riggisberg lanciert wurde und VERD Ende Januar 2025 den Innovationspreis des Naturpark Gantrisch gewonnen hat, steigen die Anfragen von Gemeinden. «Jetzt ist das Interesse geweckt und ich denke, bis Ende Jahr wird ein Grossteil der über 2100 Schweizer Gemeinden einen Vertrag mit uns unterzeichnet haben.» Der aktuelle Bestand von sechs Mitarbeitenden reicht dafür nicht mehr aus und VERD ist mit Hochdruck daran, weitere Ressourcen zu akquirieren. Zudem möchte sich VERD nicht nur VERD.cash, sondern auch anderen Innovationen widmen, anhand derer das Geld zurück in die Gesellschaft fliesst. Denn dies ist Christian Wohlwend wichtig zu betonen: «Aktuell wird sehr viel über VERD.cash geschrieben – unsere Genossenschaft ist aber eigentlich sehr viel mehr als das.» Um diese Vielfältigkeit optimal ausspielen zu können, ist VERD seit Juli 2024 an der Berner Marktgasse angesiedelt. Obwohl auch andere Städte um VERD buhlten, machte die Bundesstadt am Ende das Rennen. Für Christian Wohlwend aber nur eine logische Konsequenz: «Die Standortförderung des Kantons Bern hat es richtig auf den Punkt gebracht: Eine Genossenschaft, die allen Schweizerinnen und Schweizern gehört, muss einfach in Bern angesiedelt sein. Hier ist die Politik, hier sind andere Entscheiderinnen und Entscheider. In Bern pulsiert’s, und deshalb sind wir hier.» Und um nah am Puls des Handels zu sein, ist VERD seit Mai 2024 Mitglied bei der HIV-Sektion Bern.
