CSL Behring: Ein Weltkonzern im Herzen von Bern

Mit rund 1800 Mitarbeitenden ist CSL Behring einer der wichtigsten Arbeitgeber Berns. Das Biotech-Unternehmen ist Teil eines globalen Netzwerks und partizipiert gleichzeitig so aktiv am Berner Geschehen wie ein lokales KMU. Seit Anfang Jahr ist Livia Artuso Standortleiterin und bringt das Unternehmen und ihr Team tagtäglich mit viel Zugkraft voran.

Bereits beim Betreten des Eingangsbereichs von CSL Behring wird klar: Das Unternehmen ist ein lebendiger Teil Berns. Durch die offenen Fenster ertönt Kinderlachen vom nahen Spielplatz und im Schatten herbstlich belaubter Bäume schlendern Passanten vorbei. Die PostFinance Arena und das Stadion Wankdorf liegen genauso in Gehdistanz wie die trendigen Bars und Läden des Breitenrain-Quartiers, die Altstadt oder das Bundeshaus. Wohl gibt es weltweit nur wenige Produktions- und Forschungsbetriebe, die ähnlich urban verankert sind.

CSL Behring weiss die Nähe zur Stadt denn auch zu schätzen und honoriert diese mit zahlreichem Sponsoring. 2020 schuf das Unternehmen viel Goodwill, als es eine mehrjährige Stadionpartnerschaft mit dem BSC Young Boys bekanntgab und den YB-Fans das lang vermisste Stadion Wankdorf zurückbrachte. Zudem werden der SC Bern, dessen Nachwuchsabteilung SCB Future sowie kleinere Fussballklubs wie der FC Breitenrain und der FC Wyler unterstützt. Auch im Kulturbereich tritt CSL Behring in Aktion und supportet beispielsweise die Bühnen Bern und das Paul Klee Museum.




Von der NPO zum globalen Player

Als heutige Tochtergesellschaft der CSL Limited Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Melbourne blickt CSL Behring auf eine bewegte Geschichte zurück, an deren Anfang eine Non-Profit-Gesellschaft und helvetische Institution stand: das Schweizerische Rote Kreuz. Dieses gründete 1949 in der Hauptstadt den ersten Blutspendedienst des Landes, das so genannte Zentrallaboratorium Blutspendedienst (ZLB), welches bald damit begann, Medikamente aus Blutplasma zu erforschen, entwickeln, herzustellen und verkaufen. Da für ZLB als NPO ein direkter Medikamentenverkauf im Ausland schwierig war, brachte das Unternehmen 1979 in Zusammenarbeit mit Sandoz das Präparat Sandoglobulin auf den Markt – das weltweit erste hochgereinigte Immunglobulin zur intravenösen Anwendung.

Im Jahr 2000 verkaufte das SRK den Blutspendedienst an CSL, womit in Bern die ZLB Bioplasma entstand. 2004 wurde diese mit der Übernahme von Aventis Behring zur ZLB Behring und 2007 erfolgte die Namensänderung zur heutigen CSL Behring. Im Laufe dieser Geschichte wurde das Unternehmen zu einer der bedeutendsten Arbeitgeberinnen im Raum Bern und nimmt heute eine führende Rolle im Markt für Immunglobulin-Produkte ein.

Die rund 1800 Mitarbeitenden am Standort Bern entwickeln und produzieren innovative Biotherapeutika aus humanem Blutplasma, dank denen Patientinnen und Patienten mit einer Immuninsuffizienz oder seltenen lebensbedrohlichen Krankheiten ein normales Leben führen können.




Eine stark engagierte Branche

Seit Januar 2022 ist mit Livia Artuso die erste Frau Standortleiterin von CSL Behring in Bern. Die 50-Jährige stammt aus dem Wallis und hat den Grossteil ihrer Karriere bei Lonza verbracht. Während rund 20 Jahren hatte sie verschiedene Führungspositionen im Chemie- und Pharmaunternehmen inne, wobei sie zuletzt die mikrobielle Biopharma-Produktion verantwortete und dabei massgeblich an der Produktion des Moderna-Impfstoffs beteiligt war.

Der Start in Bern ist ihr gut gelungen: «Ich wurde sehr gut betreut und konnte mich sehr schnell einfinden, obwohl ich im Unternehmen zu Beginn nur gerade zwei oder drei Leute kannte. Dies war ein grosser Gegensatz zu meiner Tätigkeit im Wallis, wo ich sehr gut vernetzt war. Aber ob nun bei Lonza oder bei CSL Behring – in der Pharmabranche herrscht generell ein sehr grosses Engagement und das hat mir den Start massgeblich erleichtert.»




Der entscheidende Unterschied für Patienten

Livia Artuso brennt für das, was sie tut: «Jede unserer Tätigkeiten hat Auswirkungen auf unsere Patientinnen und Patienten. Deshalb sind unsere Mitarbeitenden top motiviert, auch wenn unser beruflicher Alltag nicht immer einfach ist. Diese hohe Identifikation mit der Tätigkeit bei CSL Behring beeindruckt mich sehr.» Auch für Livia Artuso selbst ist Sinnhaftigkeit wichtig, was sich auch in ihrem Werdegang klar widerspiegelt: «Durch Wissenschaft, Technologie und Leidenschaft konnte ich immer wieder mit dabei sein, wenn medizinische Produkte erzeugt wurden, die im Leben von Patientinnen und Patienten den entscheidenden Unterschied ausmachen.»

Livia Artuso erzählt als Beispiel von einem internen Event, an dem Patientinnen und Patienten schilderten, welchen Leidensweg sie zu gehen hatten und welchen Nutzen ihnen die Immunglobuline von CSL Behring bringen. «Dank unserer Produkte können diese Menschen ein normales Leben führen; das berührt und motiviert mich immer wieder aufs Neue.»

Genauso wie ihre Vorgänger nimmt Livia Artuso in ihrer Funktion auch Einsitz im Vorstand der HIV-Sektion Bern. «Wir sind ein Teil der Stadt und der hiesigen Wirtschaft, also ist es für uns nichts als folgerichtig, auch in diesem Gremium mit von der Partie zu sein. Wir profitieren stark von der Vernetzung mit anderen Firmen und haben häufig die gleichen Anliegen und Herausforderungen wie kleinere Unternehmen.»




Das Potenzial von Technologie und Wissenschaft

Livia Artusos Werdegang nahm seinen Anfang mit einem Biologie-Studium an der ETH Zürich. «Wissenschaft war stets meine Leidenschaft. Zellen, Körper, Pflanzen – all diese Dinge haben mich brennend interessiert und entsprechend wollte ich sie unbedingt verstehen. Glücklicherweise habe ich von meinen Eltern ein grosses genetisches Privileg mitbekommen, nämlich, dass ich in der Lage bin, all diese Dinge zu begreifen.» Nach dem Studium arbeitete Livia Artuso in einem Labor, was ihr aber wider Erwarten nicht zusagte.

Daher erfolgte nach zwei Jahren der Wechsel nach Visp zur Lonza, was sie rückblickend als Aha-Moment beschreibt: «Ich habe dort die Produktion kennen gelernt und gemerkt, zu was Technologie und Wissenschaft gemeinsam alles fähig sind.» War ihr Weg ins Top-Management zu dem Zeitpunkt schon vorgezeichnet? «Ja und nein», antwortet sie. «Ich war im Studium immer sehr zurückhaltend und hatte gleichzeitig einen grossen Vorwärtsdrang. Türen haben sich für mich geöffnet, indem ich viel geleistet habe. Zudem habe ich einen starken Charakter, was man mir vielleicht auf den ersten Blick nicht geben würde. Ich kann mit sehr viel Ausdauer etwas verfolgen. Mit 33 Jahren habe ich schliesslich mein erstes Team geführt und schnell gemerkt, dass mir auch das behagt.»




Stark als Team – beruflich und privat

Ihren Führungsstil beschreibt Livia Artuso als partizipativ und kooperativ. «Führung heisst, den Leuten zu zeigen, wo es hingeht. Dabei sind mir Kollegialität und Konsens sehr wichtig. Ich führe nicht allzu sehr nach dem Top-Down-Prinzip, sondern versuche, gemeinsam mit dem Team vorwärts zu kommen. Dabei kann und muss ich aber trotzdem das Pferd sein, das vorausläuft.»

Das Pferd hat als Symbol in ihrem Werdegang einen speziellen Stellenwert: «Ein früherer Chef und Mentor meinte einst, ich sei gleichzeitig das Pferd und auch noch der Jockey obendrauf. Dieses Bild ist sicherlich nicht ganz falsch», lacht sie. Vorwärtsdrang und Zugkraft beweist Livia Artuso auch bei ihrem Hobby, dem Canicross, welches sie gemeinsam mit ihren drei Schlittenhunden ausübt. Auch hier ist Teamwork zentral, handelt es sich bei dem Sport doch um einen Art Geländelauf, bei dem der Mensch mit einem Bauchgurt und einer langen, flexiblen Leine mit den Tieren verbunden ist und kommuniziert. «Ich liebe das freie Laufen im Sommer und Winter sowie das gemeinsame Erlebnis mit den Tieren.»

Herausforderungen packen

Ihre Hunde ermöglichen Livia Artuso den Ausgleich zu einem anspruchsvollen Berufsalltag. Sie hat ihr Amt im Januar 2022 zu einer Zeit übernommen, in der auf die Corona-Pandemie nahtlos die Ukraine-Krise folgte. Der daraus resultierende Rohstoffmangel und die drohende Energiekrise markieren für CSL Behring in Bern eine grosse Herausforderung, insbesondere da viele Produktionsprozesse sicherheitsrelevant sind und Verzögerungen massive Folgen für die Menschen haben, welche auf die betreffenden Medikamente angewiesen sind.

«Jeder Produktions-Slot, den wir nicht pünktlich erstellen können, fehlt unseren Patientinnen und Patienten. Zudem sind unsere Prozesse sehr reguliert: So können wir zum Beispiel einen Produktionsprozess, der 24 Stunden dauert, nicht einfach 26 Stunden laufen lassen.» CSL Behring hat daher eine Taskforce gegründet, die gegenwärtig analysiert, wo Prozesse überbrückt werden können, sollte die nötige Elektrizität fehlen. «Wir sind gut unterwegs und versuchen, für unsere Patientinnen und Patienten das Beste aus der Situation zu machen. Die aktuelle Lage zeigt uns aber auch einmal mehr auf, wie wichtig unsere Aufgabe ist. Wir stellen bei CSL Behring keine Bonbons her – wenn wir nicht produzieren können, dann kann das für unsere Patientinnen und Patienten fatale Auswirkungen haben.» Diese Verantwortung schultern Livia Artuso und ihr Team täglich aufs Neue – bei ihrer Arbeit im Herzen von Bern und am Puls der Patientinnen und Patienten.