Mit frischem Wind auf die Zukunft bauen
Mit Bettina und Franziska Büchi hält bei der Büchi Bauunternehmung AG die dritte Generation Einzug. Vieles läuft heute anders als zu Gründerzeiten. Eines aber bleibt: der Stolz und die Freude, im Dienst des eigenen Familienunternehmens zu stehen. Ein Unternehmen, das die Stadt Bern seit über 100 Jahren baulich prägt.
Die Büchi Bauunternehmung AG agiert als Spezialistin für Dienstleistungs- und Industriebau, Umbau, Rückbau sowie Wohnungsbau. Seit 102 Jahren ist sie in der Stadt Bern angesiedelt und verantwortet prestigeträchtige Projekte wie aktuell den Umbau der Nationalbank, die Sanierung des Bundeshaus Ost (2012 bis 2015) oder des Kulturcasinos Bern (2017 bis 2019). In Bälde wartet – als Teil einer Arbeitsgemeinschaft – der Neubau des Bubenbergzentrums beim Bahnhof Bern.
Bei der Gründung 1920 befand sich die Firma zunächst in der Hand der Familie Sigrist und später der Familien Sigrist und Berger, bis 1962 Heinrich Büchi in das Unternehmen eintrat. Seit 1990 schliesslich steht ausschliesslich der Familienname Büchi im Namen. Auf Heinrich Büchi folgten dessen Söhne Thomas und Daniel, welche bis heute im Verwaltungsrat aktiv sind.
Nun ist die Übergabe an die 3. Generation im Gang: Im Dezember 2019 nahm Daniel Büchis Tochter Bettina als Kaufmännische Leiterin Einsitz in die Geschäftsleitung und per Juni 2022 übernimmt Franziska Büchi von ihrem Vater Thomas das Präsidium des Verwaltungsrats. Die drei Schwestern von Bettina und Franziska Büchi sind in anderen Berufsfeldern tätig und stehen als Aktionärinnen hinter dem Unternehmen. Als CEO amtet seit 2018 Michel Furer.
Die nächste Generation stets im Blick
Dass Bettina Büchi dereinst eine führende Rolle im Familienunternehmen übernehmen würde, war nicht vorgezeichnet. Die heutige Betriebsökonomin FH absolvierte zunächst eine Lehre als Medizinische Praxisassistentin und startete danach bei von Graffenried Liegenschaften durch. Dort entdeckte sie ihre Leidenschaft für Immobilien und deren Bewirtschaftung und stieg innert weniger Jahre von der Praktikantin zur Leiterin Finanzbuchhaltung auf. Eine Aufgabe, welche die 33-Jährige nach eigenen Angaben optimal auf die Tätigkeit im eigenen Betrieb vorbereitet hat. Als Mutter einer kleinen Tochter agiert sie gegenwärtig in einem 50-Prozent-Pensum und leitet dabei ein siebenköpfiges Team. Auch Bettina Büchis Cousine Franziska jongliert mit verschiedenen Aufgaben: Hauptberuflich unterrichtet die 36-Jährige als Primarlehrerin in Zollikofen und investiert daneben rund einen Tag pro Woche in das Amt als Verwaltungsrätin – Tendenz als Präsidentin steigend.
Beide sehen es als grosses Privileg an, für das eigene Unternehmen tätig sein zu können: «Wir sind nicht einfach angestellt, sondern unser Wort zählt. Und was wir tun, machen wir nicht nur für uns, sondern gleichzeitig auch bereits für die nächste Generation», so Bettina Büchi. Franziska Büchi ergänzt: «Nachhaltigkeit ist uns auch im Geschäftsalltag wichtig. Wenn wir einen Auftrag ausführen, haben wir stets auch das Morgen im Blick und sind bestrebt, für einen Kunden nicht nur einmal, sondern auch in Zukunft tätig zu sein. Für die Nationalbank zum Beispiel haben wir vor dem laufenden Umbau bereits die letzte Sanierung in den Jahren 1976 bis 1979 durchgeführt.»
Von Kindesbeinen an im Unternehmen dabei
Als branchenfremde Frauen haben sich Bettina und Franziska Büchi im Bauumfeld zuweilen besonders zu behaupten. Auf die Frage, ob das Geschlecht heute in der Branche noch eine Rolle spielt, antwortet Bettina Büchi: «Leider – so muss man sagen – ist es noch immer ein gewisses Thema. Wenn ich eine Baustelle besichtige, werde ich sicher anders wahrgenommen als ein Mann. Kürzlich war ich bei der Nationalbank-Baustelle auf dem Kran und mir wurde gesagt: ‘Ui, da wagt sich aber nicht jeder Mann hoch!’ Als Mann wäre der Umstand, Mut zu zeigen, wohl kaum ein Thema gewesen.» Franziska Büchi ergänzt: «Grundsätzlich sind unser Geschlecht und unser Werdegang im Betrieb aber nicht der Rede wert. Viele Mitarbeitende kannten uns bereits als Kinder, da wir viel im Büro oder auf einer Baustelle mit dabei waren. Und viele schätzen sicherlich auch das spezielle ‘Gspüri’, das eine Frau mitbringt.»
Auch sonst bringt die 3. Generation frischen Wind in die Firma. Bezugnehmend auf ihr Teilzeitpensum sagt Bettina Büchi: «Für uns hat das Leben neben der Arbeit wahrscheinlich einen höheren Stellenwert, als es dies beispielsweise bei meinem Grossvater der Fall gewesen ist. Bei ihm lag der Fokus jeden Tag bis spätabends auf dem Job.» Nichtsdestotrotz ist der Einsatz, den die Cousinen für das Unternehmen leisten, gerade aufgrund ihrer zusätzlichen familiären und beruflichen Pflichten hoch.
Mit Entschlossenheit und Feingefühl agieren
Bettina Büchi trat ihr Amt zeitgleich mit Beginn der Corona-Pandemie an, Franziska Büchi übernimmt das Verwaltungsratspräsidium in einer für Europa besonders schwierigen Zeit. Damit sind die beiden mit Herausforderungen konfrontiert, wie sie die Büchi Bauunternehmung AG in ihrer Geschichte noch nicht gesehen hat. Bettina Büchi relativiert jedoch: «Unsere Eltern und Grosseltern hatten ebenfalls grosse Schwierigkeiten wie beispielsweise die Immobilienkrise zu bewältigen.»
Trotzdem, die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs sind weitgreifend. «Insbesondere die Lieferverzögerungen wiegen für uns schwer. Was früher innert weniger Tage da war, dauert nun häufig mehrere Wochen», beschreibt Bettina Büchi. Zugleich zeigt sich eine grosse Unsicherheit hinsichtlich Bauvorhaben – gerade in einer Zeit, in der nach der pandemiebedingten Zurückhaltung die Lust auf neue Projekte eigentlich gross wäre: «Anfang Jahr registrierten wir einen höheren Auftragseingang und ausgerechnet dann ging es aufgrund des Ukraine-Kriegs mit der Teuerung los. Viele Bauherrschaften überlegen sich im Moment sehr konkret, ob sie sich ihre Pläne noch leisten können, wenn die Preise weiter im gleichen Ausmass steigen», so Bettina Büchi. Umso wichtiger ist eine transparente Kommunikation, Feingefühl oder eben – «Gspüri»: «Wir suchen mit unseren Kundinnen und Kunden laufend das Gespräch und streben an, gemeinsam Lösungen zu finden.»
Wertschätzung für Mitarbeitende und den Standort Bern
Partnerschaftlichkeit und Leidenschaft legt die Büchi Bauunternehmung AG nicht nur im geschäftlichen Alltag, sondern auch bei ihren verschiedenen Sponsorings an den Tag. So unterstützt sie den Rugby Club Bern (Vater Daniel Büchi ist ein grosser Rugby-Fan), den EHC Boll (Franziska Büchi liebt Eishockey), die Hornussergesellschaft Wäseli (beide Cousinen sind in der Gemeinde Vechigen aufgewachsen) und Futsal Minerva (als Zeichen der Wertschätzung für die vielen spanischen und portugiesischen Mitarbeitenden).
Auch sonst wird Engagement bei der Büchi Bauunternehmung AG grossgeschrieben: Zur Feier des 100-Jahr-Jubiläums im Jahr 2020 wurden als Zeichen der Wertschätzung für den Standort Bern Gratis-Bauleistungen im Wert von 250'000 Franken erbracht. Davon profitierten das Schweizerische Blindenmuseum in Zollikofen sowie die Alterssiedlung Zähringer in Bern.
Und für die grosse Jubiläumsfeier wurden auch ehemalige Angestellte eingeladen. Unter anderem reiste ein Mitarbeitender eigens aus Portugal an, der vor 17 Jahren bei Büchi pensioniert wurde. Insgesamt ist über die Hälfte der Mitarbeitenden mehr als 10 Jahre für das Familienunternehmen tätig, einige sogar über 30.
Bettina Büchi bilanziert lachend: «Viele Mitarbeitende sind stolz darauf, für die Büchi Bauunternehmung AG arbeiten zu können. Genauso stolz, wie auch wir es sind.»