Hiv verkehr quer lowres lowres

Zweckmässige Infrastruktur schaffen, statt Utopien träumen

Die Mobilitätsbedürfnisse der Bernerinnen und Berner sowie der Unternehmen leiten die Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastrukturen – und nicht um­ gekehrt.

Qualitativ gute Verkehrsinfrastrukturen sind eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von Regionen. Regionen mit gutem Mobilitätszugang zu den verschiedenen Märkten sind produktiver, wettbewerbsfähiger und somit grundsätzlich erfolgreicher als Regionen, welche schlecht erreichbar sind. Ökonomisch ist dies auf tiefere Transport- und Zeitkosten zurückzuführen.

Die Verkehrserschliessung des Kantons Bern genügt den heutigen Anforderungen nicht mehr. Insbesondere im Bereich des motorisierten Individualverkehrs hat der Kanton in den letzten Jahren an Standortgunst und die öffentlichen Transportmittel sind in den Spitzenzeiten vielerorts überfüllt. Der Verkehr wird auch künftig wachsen, wie die Verkehrsperspektiven 2050 zeigen. Gemäss Basisszenario wächst der Personenverkehr (Personenkilometer) um 11 Prozent. Der öffentliche Verkehr erhöht seinen Anteil an den Verkehrsleistungen bis 2050 gegenüber dem Referenzjahr 2017 von 21 auf 24 Prozent während das Velo seinen Anteil verdoppelt. Der Anteil, der mit dem Auto zurückgelegt wird, bleibt nach wie vor bedeutend, reduziert sich aber von 73 auf 68 Prozent. Der Güterverkehr wächst mit 31 Prozent (Tonnenkilometer), wobei 39 Prozent auf die Schiene und 61 Prozent auf die Strasse fallen. Die Strasse bleibt sowohl im Personen- wie auch im Güterverkehr weiterhin der Hauptverkehrsträger.

Damit der wirtschaftsrelevante Verkehr nicht im Stau stecken bleibt, bedarf es sowohl einer Infrastrukturverbesserung und Fahrplanverdichtung beim öffentlichen Verkehr als auch eines Ausbaus der Strasseninfrastruktur. Im Weiteren sind auch Massnahmen zur Verminderung von Pendlerströmen (Brechen von Verkehrsspitzen) zu treffen (Homeoffice für Angestellte in der Kantonsverwaltung, flexiblere Arbeitszeitmodelle und Schulbeginne, Dezentralisierung der Verwaltung und so weiter).

Forderungen im Einzelnen

1. Rasche Umsetzung und Priorisierung von Verkehrsprojekten:

  • Verkehrsprojekte sollen allgemein zügiger realisiert und Behinderungen minimiert werden. Dabei sind Verkehrsprojekte, insbesondere Engpassbeseitigungen, nach volkswirtschaftlichem Nutzen und Wachstumskriterien zu priorisieren.
  • Der Wirtschaftsverkehr muss prioritär behandelt werden, wenn Netzanpassungen zur Diskussion stehen.

2. Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Kanton Bern:

  • Der Kanton Bern setzt sich für die schnelle Realisierung zentraler Projekte wie den Autobahn-Tangenten Bypass Bern Ost, die Engpassbeseitigung auf der A1 zwischen Weyermannshaus und Wankdorf, die Zufahrt Emmental, die Wirtschaftsstrasse Oberaargau sowie eine Südumfahrung Bern als 2-spurige Hochleistungsstrasse oder mindestens eine Verbesserung des Verkehrsflusses auf der Achse Bern - Wabern - Belp ein.
  • Weitere wichtige Projekte umfassen die Umgestaltung des Anschlusses Wankdorf, den Ausbau der A1 Bern-Zürich auf sechs beziehungsweise acht Spuren und punktuelle Verbesserungen der A8 am Brünig.
  • Ein neues Projekt für die A5-Westumfahrung Biel ist zügig zu initiieren.
  • Die Verkehrslösung Hübelitunnel in Thun soll realisiert werden.

3. Förderung des öffentlichen Verkehrs und Bahnausbaus:

  • Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, insbesondere in den Agglomerationen, soll vorangetrieben werden, darunter auch die rasche Realisierung der Tramlinie nach Ostermundigen und der Verzicht auf eine zweite Tramachse durch die Speichergasse zugunsten der Variante «Bundesgasse-Kochergasse».
  • Der Ausbau des Bahnhofs Bern, des RBS-Tiefbahnhofs und des Lötschberg-Basistunnels sowie die Projektierung des multifunktionalen Grimseltunnels sind zügig fertigzustellen.
  • Die Achse zwischen Bollwerk, Bahnhofplatz und Laupenstrasse ist als wichtige Nord-Süd-Verbindung im regionalen Basisstrassennetz zu belassen.
  • Für die ungenügend erschlossenen Thuner Siedlungsgebiete ist ein Erschliessungsprogramm zu erstellen. Insbesondere ist die Bahnhaltestelle Thun Nord als zusätzliche Station für die S-Bahn vorzusehen.

4. Sicherheits- und Effizienzsteigerungen im Verkehrsbereich:

  • Sicherheitsdefizite auf Strassen sollen behoben und Ausbauprojekte effizient umgesetzt werden, wobei auf überhöhte Standards verzichtet wird.
  • Der Verkehrsfluss auf den Hauptverkehrsachsen im Raum Bern muss dringend verbessert werden. Es darf kein Kapazitätsabbau stattfinden.

5. Zukunftsorientierte Verkehrsstrategien:

  • Die Anbindung des Kantons Bern an den internationalen Luftverkehr soll weiterhin gefördert werden.
  • Mobility-Pricing ist nur dann eine Option, wenn es landesweit und international abgestimmt umgesetzt wird, wobei eine Beschränkung auf Roadpricing oder die Region Bern ausgeschlossen ist.
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