Guggisberg Dachtechnik AG: Nach Management-Buyout Geschichte schreiben

Die Guggisberg Dachtechnik AG in Wabern ging im Juli dieses Jahres von Energie Wasser Bern ewb in die Hände von Geschäftsführer Matthias Holzgang über. Im Interview gibt der 46-Jährige Einblicke in den Nachfolgeprozess und erklärt, wohin die Reise mit der rund 100-köpfigen Belegschaft geht. Klar ist: Auch in Zukunft steht der Mensch im Mittelpunkt.

Der Tag, an dem wir unser Interview mit Matthias Holzgang führen, ist ein spezieller: Am Abend findet das Abschlussessen seines Management-Buyouts statt. «Mit allen Beteiligten, beiden Parteien und den Anwälten», erklärt der neue Inhaber der Guggisberg Dachtechnik AG. Nach drei Jahren als Geschäftsführer hat der Berner das Unternehmen im Sommer rückwirkend auf Anfang 2025 als alleiniger Aktionär übernommen und trägt seither die unternehmerische Verantwortung für den Betrieb und seine rund 100 Mitarbeitenden.




Geschichte schreiben als Motivation

Alles begann mit einer WhatsApp-Nachricht im vergangenen Sommer. Als Matthias Holzgang mitbekam, dass sich die bisherige Besitzerin Energie Wasser Bern ewb auf das Kerngeschäft konzentrieren wollte, hat er sich aktiv positioniert und gesagt: «Sollte es zu einer Portfolio-Überprüfung kommen, dann denkt an mich.» Und so geschah es – im Herbst 2024 begannen die Gespräche für einen der grösseren Berner Übernahme-Deals der letzten Jahre. Im Nachfolgeprozess profitierten beide Parteien davon, dass sie im Vorfeld trotz weniger inhaltlicher Synergien einen konstanten und guten Austausch hatten. «Dies ermöglichte es uns, von Beginn an konstruktiv an den Übernahmemodalitäten zu arbeiten», erklärt Matthias Holzgang. «Klar vertrat jeder seine Interessen bei den Verhandlungen, aber wir standen immer auf einer sehr guten Basis und fanden dadurch eine für alle faire Lösung.»




Der Mensch: immer im Zentrum

Matthias Holzgang beschreibt die Geschäftsübernahme als langfristiges Herzensprojekt mit hoher unternehmerischer Verantwortung. «Es geht um viele Arbeitsplätze – und an denen will ich festhalten.» Seine Motivation: «Ich will in meinem Leben – und dazu gehört automatisch auch das Unternehmen – spannende Abenteuer erleben und Geschichten schreiben. Mit der Guggisberg Dachtechnik AG erhielt ich die Chance dazu.» Welcher Treiber war für ihn beim Kauf entscheidend – die unternehmerischen Skills oder der persönliche Mut? «Um so eine WhatsApp-Nachricht zu schreiben, wie ich es tat, braucht es sicher eine gewisse Blauäugigkeit – vielleicht kann man dem auch Mut sagen», erklärt er und präzisiert: «Schlussendlich aber braucht es beides: die Bereitschaft, etwas zu wagen und einen überzeugenden Leistungsausweis. Als Holztechniker HF mit einem EMBA sowie vielen Jahren in der Branche verfüge ich sicherlich über die fachlichen Skills.» Schnell verweist Matthias Holzgang im Gespräch darauf, wie wichtig ihm sein engstes Team ist: «Ich habe zahlreiche starke Leute hinter, neben und manchmal sogar vor mir, die dabei mithelfen wollen, Geschichte zu schreiben. Dazu gehören sowohl langjährige Mitarbeitende als auch neue Kräfte. Am Ende des Tages steht der Mensch im Zentrum – hätte es für mich menschlich nicht gepasst, hätte ich die Übernahme nicht gemacht.»




Soziale Verantwortung – der Gamechanger

Für Matthias Holzgang haben sich zwei Punkte konkret verändert, seit er nicht ausschliesslich Geschäftsführer, sondern auch Patron ist: «Die soziale Verantwortung wiegt noch einmal um einiges schwerer als bisher. Von der Guggisberg Dachtechnik AG hängen rund 50 Familieneinkommen ab – und diese Verantwortung spürt man definitiv.» Als passionierter Berggänger hat zudem Verlässlichkeit für Matthias Holzgang eine spezielle Bedeutung. Ob am Berg oder im Geschäft: Er muss sich auf seine Partner und sich selbst verlassen können. Das kommt ihm nun auch in seiner neuen Rolle zugute: «Als Inhaber kannst du nicht davonlaufen. Als Geschäftsführer hast du eine Kündigungsfrist von sechs oder drei Monaten – und dann bist du weg. Als Inhaber geht das nicht mehr.»




Gut vernetzt die Zukunft gestalten

Mit anderen zusammenzuspannen, das schätzt Matthias Holzgang nicht nur in seinem Führungsalltag und beim Bergsteigen. So ist er mit der Guggisberg Dachtechnik AG – wie bei allen Unternehmen, in deren Geschäftsleitung er zuvor amtete – Mitglied bei der HIV-Sektion Bern. «Ich schätze das Netzwerk, das man nutzen kann. Die Mitgliedschaft ist für mich ein Beitrag an die Region und den Wirtschaftsraum und verhilft unserem Handwerk zu mehr Sichtbarkeit.»

Dazu passt, dass die Guggisberg Dachtechnik AG in Bern seit jeher tief verwurzelt ist: Der Betrieb mit Sitz in Wabern wurde 1998 von Jürg Guggisberg gegründet und bietet heute Gebäudehüllen aus einer Hand mit Fokus auf die Bereiche Steil- und Flachdach, Spenglerei, Fassade, Energie sowie Service und Unterhalt. Die Kernstossrichtung, nämlich Gesamtsanierungen, verbindet all diese Elemente miteinander. «Wir stehen für hohe Qualität, Termintreue und Fachkompetenz. Wir sind stabil unterwegs und leisten im Sanierungsmarkt auf dem Dach mit Spenglerei und Energie einen wesentlichen Beitrag zur Klimastrategie», betont Matthias Holzgang. Die Guggisberg Dachtechnik AG übernimmt in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle: So zum Beispiel im Bereich Employer Branding, indem es auf dem Bau Teilzeitarbeit ermöglicht. «Wir bieten Arbeitsmodelle, die mehr Raum für Familie und persönliche Interessen lassen. So haben wir unter anderem einen Vorarbeiter, der am Freitag seinen Papitag bezieht. Das ist mit guten Prozessen auch in unserer Branche möglich.»

Perspektiven bieten – von Beginn an

Auch der Ausbildung von Lernenden misst das Unternehmen einen hohen Stellenwert bei. «Gute Mitarbeitende zu finden, das ist heute für alle eine Herausforderung. Arbeitgeber können aber nicht über den Fachkräftemangel klagen und gleichzeitig keine jungen Leute ausbilden. Deshalb beschäftigen wir zwölf Lernende – also mehr als ein Zehntel der Belegschaft.» Dabei hält Matthias Holzgang fest, dass es für grössere Unternehmen einfacher ist, Lernende zu finden. So könne die Guggisberg Dachtechnik AG beispielsweise hinsichtlich neuer Technologien mehr bieten als kleine Betriebe. «Wir haben in unserer Spenglerei unter anderem eine Laser- und moderne Abkantmaschinen, die online miteinander verbunden sind. Das ist für die Jugendlichen enorm spannend.» Die zukunftsfähige Infrastruktur wird überdies auch für Aufträge von kleineren Spenglereien genutzt – ein Angebot, welches die Guggisberg Dachtechnik AG nun sukzessive ausbaut.




Digitalisierung: immer für den Menschen

Daneben werden Kollaboration und Digitalisierung immer wichtiger. So arbeitet das Unternehmen mit einer App, über welche die Mitarbeitenden über Aktuelles informiert werden. «Auch die Umstellung auf Office 365 war für uns ein wegweisender Schritt: Unsere Dokumente und Pläne sind nun auch unterwegs und auf der Baustelle lückenlos zugänglich, womit Homeoffice ein immer grösseres Thema wird. Natürlich muss das Spenglerblech und das Material auf dem Dach am Schluss immer noch von Hand montiert werden und den Menschen wird es zum Glück immer brauchen. Aber das Schöne ist, dass man ihm durch die Digitalisierung die Arbeit erleichtern kann.»

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Sektion: Bern ändern