Kirchensteuer für Firmen - passt das noch in die Zeit?
Unternehmen im Kanton Bern müssen Kirchensteuer zahlen – ohne Mitgliedschaft, ohne Mitsprache. Ein überwiesenes Postulat verlangt eine grundlegende Überprüfung. Die Debatte ist eröffnet – doch Widerstand formiert sich.
Ob Start-up, KMU oder Konzern – juristische Personen im Kanton Bern sind zur Zahlung der Kirchensteuer verpflichtet, obwohl sie nicht Mitglied einer Kirche sein können. Dieses System ist aus der Zeit gefallen. Ich habe deshalb ein Postulat eingereicht, das nun von der Regierung bearbeitet wird. Ziel: Die Pflicht zur Zahlung zu überprüfen – und wenn nötig abzuschaffen.
Kirchen erhalten heute bereits kantonale Beiträge für ihre gesamtgesellschaftlichen Leistungen. Diese Zahlungen sind politisch legitimiert und transparent. Eine zusätzliche Besteuerung von Unternehmen ist weder notwendig noch sachlich begründbar.
Statt pauschaler Pflichtabgaben soll es künftig möglich sein, dass Firmen freiwillig und direkt mit Kirchen über regionale Partnerschaften verhandeln – als Sponsoring, auf Augenhöhe, mit Bezug zur lokalen Gemeinschaft. Das fördert Eigenverantwortung, schafft Nähe und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt – ohne Zwang.
Es geht nicht darum, die Kirchen zu schwächen. Es geht um die konsequente Trennung von Staat und Religion – und um wirtschaftliche Fairness. Gerade für KMU ist jede zusätzliche Abgabe spürbar. Wer gesellschaftliches Engagement fördern will, soll dies freiwillig und gezielt tun können – dort, wo es auch regional wirkt. Die heutige Pflichtsteuer für juristische Personen passt nicht mehr in eine moderne, unternehmerfreundliche Schweiz.
Gerade in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten sollten wir unnötige Belastungen abbauen und den Unternehmen mehr Spielraum lassen – für Innovation, Investitionen und sichere Arbeitsplätze. Wer Firmen verpflichtet, Beiträge ohne Mitspracherecht zu leisten, gefährdet auf Dauer auch deren Bereitschaft zu freiwilligem Engagement. Es ist Zeit für eine Reform mit Augenmass – im Interesse aller.
Zur Person

Carlos Reinhard ist Unternehmer und seit 2014 Grossrat. Er führt die Fraktion der FDP. Die Liberalen als Fraktionspräsident seit 2020 und war im 2016/2017 Grossratspräsident. Mit seiner Familie lebt der 53-Jährige in Thun.