Wie die Loosli Gruppe die Kreislaufwirtschaft anpackt

Seit 1956 ist die Loosli Gruppe mit ihren Küchen, Bädern und Innenausbauten fest verwurzelt im Emmental und Oberaargau. Das Familienunternehmen in 3. Generation lebt Innovation und Nachhaltigkeit auf allen Ebenen. Ein Augenschein am Produktionsstandort in Wyssachen.

Geschäftsführer Matthias Loosli führt vom Empfang auf die Dachterrasse. Hier beginnt die Führung durch das Unternehmen. Die Sonnenstrahlen sorgen für eine angenehme Wärme und werden absorbiert von den grossflächig angebrachten Solarpanels. «Unser wichtigster Grundstoff ist Holz und dieses wächst nach - also sind wir nachhaltig. Oder etwa doch nicht?», fragt Loosli aus dem Fenster blickend.

Die letzten Jahre führten Loosli vor Augen, wie fragil Produktionsketten und Lebensräume sind. Sei es Klimawandel oder Pandemie – das bisherige unternehmerische Handeln wurde auf den Kopf gestellt und warf grundlegende Fragen auf. Für die Firma markierte 2022 den Wendepunkt im Thema Nachhaltigkeit. Was wollen wir? Was können wir?, galt es zu beantworten.

Gemeinsam mit externer Unterstützung und einer internen Nachhaltigkeitsbeauftragten entstand 2023 der erste Nachhaltigkeitsbericht. Alles nur ein PR-Stunt, um die Firma bekannter zu machen? «Mitnichten! Diesen Bericht machen wir für uns als Firma. Er ist unser jährliches Zeugnis und zeigt erbarmungslos auf, wo wir an uns arbeiten müssen. Wir waren in den letzten Jahren sehr aktiv, aber es gibt immer blinde Flecken, die man nicht sieht.», sagt der Geschäftsführer bestimmt. Das Unternehmen produziert seit eineinhalb Jahren 100% des intern genutzten Stroms und ist mit Elektrofahrzeugen ausgestattet. Zudem werden die Firmen- und Produktionsgebäude durch die Weiterverwendung von Restholz aus der betriebseigenen Produktion beheizt oder gekühlt.

Zwischenstopp in der Produktionshalle

Über Förderbänder rollen Spanplatten, zwischen ihnen stehen Mitarbeitende und tätigen an ihren Arbeitsplätzen einzelne Produktionsschritte, bevor die entstehende Küchenplatte bereits wieder zum nächsten Schritt davonrauscht. Ein «Salut» hier, ein «Hallo, wie geht es?» da. Matthias Loosli kennt alle persönlich und schätzt den Austausch. Gerade um sie muss sich ein Unternehmen aus seiner Sicht kümmern. In Zeiten von knappen Arbeits- und Fachkräften investiert Loosli in die Zukunft und erhöht die Anzahl Ausbildungsplätze sowie Weiterbildungsmöglichkeiten. Über eine frisch beschichtete Abdeckung fahrend, führt er aus: «Nur jammern, dass es zu wenig gute Leute gibt, hilft niemandem weiter. Wir müssen schauen, dass wir Probleme nicht beschreiben, sondern rasch ins Lösen kommen. Daraus entsteht immer ein Gewinn. Sei es menschlich, ökologisch, ökonomisch oder alles zusammen.» Loosli spielt damit auf die Implementierung neuer digitaler Prozesse an, womit die Effizienz gesteigert und die Ressourcennutzung optimiert wurde. Ein Beispiel dafür ist die verbesserte Ausnutzung des Frachtraums, was zu einer Reduktion der Anzahl der Transporte führte.

Was treibt das Team und ihn im Kern an? «Fakt ist, es gibt in Deutschland Firmen, die produzieren pro Tag so viele Küchen, wie wir im ganzen Jahr. Wenn wir nicht innovativ in unserer Nische sind, dann gehen wir unter – diese Realität müssen wir anerkennen. Wir sind uns sicher, dass sich unser Konsum als Gesellschaft in eine nachhaltigere Richtung verschieben muss, wenn wir als Menschheit noch lange auf diesem Planeten leben wollen. Nachhaltigkeit und in unserem Fall die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, ist ein Muss. Als im Vergleich kleiner Betrieb können wir unsere Produktion und Prozesse schneller umstellen. Diesen Weg gehen wir konsequent und sehen darin eine Möglichkeit langfristig zu bestehen.»

Letzter Halt der Showroom

Gleich neben der Produktionshalle befindet sich der Ausstellungsraum, wo sich die Kundschaft einen Eindruck über verschiedene Produkte verschaffen kann. Zwischen zahlreichen Lavabos und Küchenabdeckungen findet sich ein Stück der Linie «Zoe». Die Altgriechische Vokabel steht für Leben. Und für ein langes Leben steht diese neue Produktlinie. «Mit dieser Linie bringen wir Produkte auf den Markt, die nicht nur auf Recycling basieren, sondern den Anspruch haben, den Kreislauf der verwendeten Materialen zu schliessen. Ein Beispiel dafür ist die verwendete Holzwerkstoffplatte in der ZOE-Möbellinie sie stammt zu 95% aus Postconsumerwood und 5% aus Preconsumerwood – für das ZOE-Bademöbel wird kein Baum mehr gefällt.», sagt Matthias Loosli stolz und spricht weiter: «Jedem Produkt teilen wir einen eindeutigen Code zu, so ist es für uns auch Jahre später möglich zu sehen, was wie in den Kreislauf zurückgegeben werden kann oder eine Reparatur ist ohne Probleme möglich – dies verlängert den Lebenszyklus abermals.» Das Unternehmen erhebt beim Kauf eine vorgezogene Innovations- und Wiederverwertungsgebühr (IWG). Dadurch garantiert die Loosli Gruppe, dass das Möbelstück am Ende seiner Lebensdauer innerhalb der Schweiz fachgerecht aufbereitet, weiterverwenden oder zerlegen.

Loosli in Wyssachen ist ein Unternehmen, welches Nachhaltigkeit und Innovation auf allen Ebenen lebt, Arbeitsplätze und Wohlstand im Kanton Bern schafft und die Kreislaufwirtschaft vorantreibt.

Das neue ZOE-Möbel – es stammt zu 95% aus Postconsumerwood und 5% aus Preconsumerwood
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